16.11.2013 - AHHHHH!!! Der Postbote zieht die Augenbrauen hoch, legt den Kopf etwas zur Seite und meint leicht abwertend: "Wirklich?!" Tja, ich brauch kein Zalando um an der Haustüre auszuflippen. Der Bausatz ist da und es kann los gehen.
Die Fakten :
- Linden Korpus - Hals Ahorn mit 24 Jumbo Bünden - Griffbrett : Palisander mit "Tree of Life" inlays - White Perl Pickguard - Floyd Rose Tremolo - Mensur : 25,5" - Tonabnehmer : 2 x Humbucker + 1x Singel Coil - Elektronik : 5 Wege Schalter / 1 x Tone + 1 x Volumenregler - Hardware in Gold (bis zur kleinsten Schraube :-) Preis 189,90€ und Versandzeit 2 Werktage. Auffällig ist zunächst, dass die Kopfplatte nicht diesen "Eishockeyschläger" darstellt, wie in der Produktdarstellung auf der Internet Seite angegeben. Das passt mir aber gut in den Kram. So sieht es noch ein wenig mehr aus, wie das „Ibanez - JEM“-Original. Auf dem Bild rechts, sind die einzelnen Komponenten einfach nur mal ineinander gesteckt. Der Plan ist, eine weiße Grundlackierung im Swirl-Verfahren (Gold, Bronze und Karamel) zu verfeinern. Mal schauen ob mir das gelingt. Wer jetzt nicht weiß, was es mit diesem „Swirl“ auf sich hat, der sollte den Begriff unbedingt mal bei YouTube eingeben.
17.11.2013 - Als erste Maßnahme wurde gestern der Hals bearbeitet. Der erste Schliff erfolgte mit 120er-Schleifpapier. Kopfplatte von allen Seiten, inklusive Hals von hinten, ausgenommen natürlich des Griffbretts. Danach noch eine Tour mit 180er- und 240er-Schleifpapier. Das Griffbrett wurde mit 400er- und anschließend mit 800er-Schleifpapier bearbeitet, mit einer Filzscheibe poliert und dann mit Möbelpolitur gefinisht. Der Kontrast zwischen dem fast Ebenholz wirkenden Palisander-Griffbrett und den Inlays kommt jetzt sehr schön zur Geltung.
18.11.2013 - Mumifizierter Hals oder auch „Wie schütze ich das Holz vor den nächsten Bearbeitungsschritten?“
Dieses lila Tape ist nichts anderes, als ordinäres Maler-Krepp, welches man auch bei der Renovierung in den eigenen vier Wände einsetzt. Die Kopfplatte bleibt hier frei, weil ich die als nächstes grundieren möchte. Das geschieht mit Sprüh-Grundierung. Anschließend wieder schleifen mit 240er-Schleifpapier. Wieder grundieren und mit 400er-Schleifpapier drüber gehen. Danach noch ein Vorgang mit 600er- Schleifpapier.
Hier mal ein Bild von dem fertigen Hals, nachdem er 3x geölt wurde. Natürlich immer mit Zwischenschritten. 240er-, 400er-, und 800er-Schleifpapier.
20.11.2013 - Was man hier sieht, ist schon die fertige Kopfplatte. Wie ich da im einzelnen hin gekommen bin, erkläre ich in den folgenden Sätzen: Nach der Grundierung die erste Lackierung in hochglanz-weiß. Anschleifen mit 240er-Schleifpapier. Danach wieder lackieren. 400er-Schleifpapier. Lackieren und nach der Trockenzeit mit 600er-Schleifpapier behandeln. Lackieren und mit 800er- Schleifpapier nass(!), nur noch die erste Lackschicht vorsichtig anschleifen.
Nachdem alles schön trocken ist, kommt die erste Klarlackschicht. Angeschliffen wurde hier mit 800er- und mit 1200er-Schleifpapier. Alles Nass. Danach mit Autopolitur behandelt. VORSICHT an dieser Stelle: Ich selber wurde beim letzten Arbeitsschritt, also dem Polieren, zu schnell. Soll heißen, die letzte Klarlackierung sollte hier echt mal ein paar Tage vor der Politur in Ruhe aushärten. Das Ergebnis sieht zwar richtig gut aus, der Lack ist aber noch weich und reagiert auf Druck. Als ich unmittelbar nach der Politur die Mechaniken aufgeschraubt habe, habe ich mir Fingerabdrücke auf die Kopflatte gestempelt. Deshalb... Ruhe bewahren und Trocknen lassen!!!
Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis ;-)
Ist sie nicht schön??? Ist sie nicht wunder-wunderschön??? :-) Übrigens, die unlackierten Holzanteile musste ich mit 600er-Schleifpapier erneut bearbeiten. Es hatte sich beim Lackieren ein Grad gebildet. Anschließend wurden die Stirnseiten noch einmal geölt.
23.11.2013 - Zwischenzeitlich habe ich den Body mit meinem selbstgemachten Abschirmlack ausgepinselt. Damit sich die Löcher für die Tremolohalter nicht weiter mit Lack verengen, und was noch schlimmer wäre, beim Einschlagen der Hülsen der Lack auf der Rückseite Schaden nimmt, habe ich die Hülsen heute schon eingeschlagen. Die gingen in meinem Fall so schwer rein, dass an einem Loch ein Stück Holz rausgebrochen wurde. Siehe unterer Pfeil auf dem nächsten Bild.
23.11.2013 - Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat das Einschlagen der Hülse auch dafür gesorgt, das ein Teil Holz auf der Rückseite angerissen ist. Siehe die zwei Pfeile oben. Jetzt darf ich das wieder Leimen! Na Prima!
25.11.2013 - Beim losen Einlegen der Tremolos habe ich festgestellt, dass die Fräsung für besagten Tremolo nicht ganz sauber gemacht wurde. Das Tremolo, der Tremolo (wie heißt das eigentlich richtig?) schrappt an der linken Seite, ganz, ganz leicht (siehe rote Pfeile). Wenn hier noch Lack an dieser Stelle sitzt wird es noch enger und deshalb darf ich hier gleich noch einmal nacharbeiten. Gott sei Dank, hab ich mir mal einen Dremel gekauft und kann das schnell beheben. Rechte Seite ist alles okay. Siehe auch grüne Pfeile. Die Anzeichnung ist gemacht, also wieder ab in die Werkstatt.
02.12.2013 - Inzwischen wurde auch der Body lackiert. Auf die Lackierung bzw. die einzelnen Schritte gehe ich später noch einmal ein. Während der Lack aushärtet, hab ich angefangen das Pickguard von hinten mit Alutape zu tapezieren.
02.12.2013 - Ob es wirklich zur Abschirmung beiträgt kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Da gehen die Meinungen auseinander. Die einen behaupten das würde nichts bringen, da Alu so dünn und in dieser Form nicht isolieren kann. Ich frage mich an der Stelle aber, warum findet man in fertigen Gitarren von namhaften Herstellern dieses Tape, wenn auch deutlich weniger, als ich es hier gemacht habe, wenn es wirklich nichts bringt. Na ja... schaden wird es wohl auch nicht.
02.12.2013 - Hier mal das Pickguard-Board mit der aufgeschraubten Elektrik. Ein Wort zu den Potis: In meiner Sendung lag ein vorverdrahteter 5-fach Wahlschalter dabei. Mit 3 Potis. 2x Ton und 1x Volume. Das Pickguard selber hatte zwei Löcher. Also einmal Ton und einmal Volume. Es lagen drei Unterlegscheiben, aber nur 2 Muttern, so wie 2 Knobs, also Potikappen, bei. Auf Rückfrage hieß es dann, ich solle einfach ein Ton-Poti abkneifen. An einem der Ton-Potis war eine kleine Metallasche. (Das ist übrigens bei mir der Poti der nicht weggekniffen wurde). Hätte ich diesen stumpf eingesetzt und mit der Mutter auf der Pickguard Seite verschraubt, hätte ich einen Abstand von gut und gerne 4mm zwischen Potikappen-Unterseite und Pickguard-Board gehabt. Sehr unschön. Da die Metalllasche nur auf einer Seite des Potis zu finden war, hätte das Poti dann auch noch schräg drin gesessen. Was so was soll ist mir unbegreiflich! Also habe ich erst eine weitere Mutter auf die Potis geschraubt. Die Potis durch das Loch des Pickguard-Board geschoben und normal von oben verschraubt. Platz im Body steht genug zur Verfügung.
07.12.2013 - Anstelle der Plasikabdeckung habe ich eine Abdeckung aus VA-Stahl angefertigt und diese in der Farbe der Gitarre lackiert.
31.12.2013 - Ich habe fertig! Nach anfänglichen Schwierigkeiten hab ich es doch noch geschafft. Aber was hat das Ding mich doch Nerven gekostet? Jetzt wird es bis auf den Videodreh hier erst mal eine ordentliche Pause geben. Beim Versuch, die Gitarre zu stimmen habe ich bereits bemerkt, das sie sich gar nicht nicht stimmen lässt. Also stimmt doch was nicht! (Boar, war der schlecht) Es dauerte nicht lange und mein Tuningprogramm wurde durch einen heftigen Knall unterbrochen. Ich hatte so ein komisches Bauchgefühl, weil mir die Tremolofedern rausgesprungen und gegen den Bauch geflogen sind. (Und noch so ein super Wortspiel... Ich hab aber heute echt die rote Nase auf) Na ja, wie dem auch sei, wundert es einen natürlich, wenn auf einmal 3 Federn im Schoss liegen. Die Dinger schnell wieder eingesetzt und auf ein neues. Aber schon wieder ging der Zauber los: Kaum stand die Stimmung auf der "e"-Saite konnte ich mit der tiefen "E"-Saite wieder anfangen. Immer und immer wieder, bis ich bemerkte, dass die Einschlaghülse komplett rausgerissen war und der Tremoloblock komplett schräg stand. Na super!!! Die Reparatur (siehe Bild 11) hatte also genau null gebracht. Also... ab zum Baumarkt und einen 10er-Holzdübel besorgt und eingeleimt. Bis dahin hatte ich schon die komplette Gitarre in ihre Bestandteile auseinander genommen. Nachdem der Leim ausgehärtet war, konnte ich die schadhafte Stelle mit einem 16er-Bohrer neu aufbohren. Eingesetzt wurde diesmal ein 16er-Riffelstab aus Buche und die Einschlaghülse neu eingesetzt.
04.01.2014 - Ich habe fertig??? Nein! Leider noch lange nicht. Und das kam so... Nachdem die Klampfe also zusammengebaut und gestimmt war, fing das Feintuning an. Eigentlich war es nicht sonderlich schwierig den richtigen Abstand zu bekommen. Beim Anspielen der einzelnen Saiten viel dann aber auf, das gerade die Töne im ersten Bund schnarrten. Der ein oder andere schnarrende Ton war auf dem Rest des Griffbretts zwar auch zu finden, aber die Sache mit dem ersten Bund, also A# / D# / G# und B#, waren grausam anzuhören. Da die meisten Gittareros, ebenso wie ich auch, die Seiten so niedrig wie möglich habe wollen, habe ich kurzerhand den Tremoloblock an der Aufhängung runter gedreht. Übrigens, wie sich später herausstellen sollte, auch eine blöde Idee. Man darf dabei nicht vergessen das auf den zwei Schrauben gegen den die Klingen des Tremoloblocks drücken, sich knapp 50 Kg Zugkraft verteilen. Jeder Schraube muss also Theoretisch ca. 25 Kg aufnehmen. Diese 25kg stehen aber nicht Flächig auf mehreren cm2 verteilt auf den Schrauben sondern auf einer hauchdünnen Klinge. Die Kräfte die da einwirken sind Enorm! Dreht man jetzt die Schrauben, Versaut man sich relative schnell die Klingen. Wer also den Tremolo und somit die Saitenhöhe verändern möchte, sollte vorher die Saiten und die Federn entspannen. Und sei es auch noch so Zeitraubend, am Ende lohnt es sich.
Ich habe also die Stellen, die scharrten, mit einem handelsüblichen Edding markiert (siehe die schwarzen Stellen) und dann wieder die ganze Klampfe auseinander gebaut und alles mit Krepp-Band abgeklebt. Möglichst sollte der Halsstab vorher nicht(!) konkav oder konvex verändert werden. Um jetzt all die überständigen Bünde auf ein Niveau zu bringen habe ich ein U-Stahl-Profil auf einer Seite mit 600er-, auf der nächsten Seite mit 800er- und auf der dritten Seite 1200er-Schleifpapier beklebt und bin ganz, ganz, ganz vorsichtig, flächig über die Bünde gegangen.
Die Bünde selber büßen dabei ihre Formgebung ein. Die Saite auf dem runter geschliffenen Bund hat jetzt eine große Auflagefläche und somit leidet auch die Intonation. Um die Bünde jetzt wieder rund zu bekommen, habe ich mit einer Dreieckspfeile eine Kerbe in ein Stück Plastik, ca. 1,5 - 2mm tief, eingeschliffen. Dieses Stück Kunststoff wurde mit 1200er-Schleifpapier beklebt und jeder einzelne Bund wurde so auf diese Weise in seine Ursprungsform zurück gearbeitet. Ich weise an dieser Stelle ausdrücklich drauf hin, dass wenn man dabei nicht extrem vorsichtig ist, seinen Hals und meistens damit auch den ganzen Bausatz ganz gepflegt schrotten kann !!!! Und noch ein Tipp: Wenn das Bundstäbchen runter geschliffen ist und flach wird, kann man noch mal eine Markierung mit Edding auf dem Bundstäbchen ziehen. Beim Schleifen mit dem Kunstoffblock sieht man dann, wie der Eddingstrich immer dünner und dünner wird. Das Bundsäbchen wird also runder.
Anschließen wurden die Bünde mit einer Metall-Politurpaste für 3,90€ aus dem Baumarkt auf hochglanz poliert. Siehe Anleitung auf der Verpackung.
18.01.2014 - Das Ergebnis sieht super aus. Unten sieht man den noch unbehandelten Hals von meinem 12-Saiter-LP-Bausatz. Oben drüber das glänzende Ergebnis der Tree of Life. Also alles wieder zusammenbauen und gut ist.
23.01.2014 – Sagte ich „gut ist“??? Ja nee... nicht so wirklich. Also erst mal wieder die Gitarre zusammen gebaut. Mmhhhh... aber irgendwas stimmt nicht! Denn stimmt man die Gitarre und bewegt dann den Tremoloarm zum DiveBomb und wieder zurück ist die Gitarre verstimmt. Hääää??? War das nicht die Idee, die hinter einem Floyd Rose-Tremolo mit LockingNut steht, das alles wieder richtig klingt? Ein kleiner Test: "D"-Saite angeschlagen und mal unmittelbar hinterm Sattel, also an der Kopfplatte zwischen Sattel und Mechaniken, auf die "D"-Saite gedrückt und siehe da, der Ton geht nach oben. Das selbe mit "G". Jepp, auch der Ton geht nach oben. Und das bedeutet??? Genau! Die Saiten werden nicht genug eingeklemmt. Und was hilft da??? Röschtösch, Schraube anziehen uuuuund ZACK Schraube überdreht. AHHHHHHH..... ICH FLIPP GLEICH AUS!!!!!! Also, Sattel wieder runter und was sehe ich da per Zufall??? Eine der drei Schrauben ist länger, hat unten auf dem Holz aufgesetzt und musste somit das Gewinde zerstören. Aber wie geht ́s jetzt weiter???
25.02.2014 - Ich gebe zu, ich habe geschmollt. JA, ich habe geschmollt. Da gibt man sich soviel Mühe und bastelt und lackiert und schleift und klebt und schraubt und am Ende klappt das einfach nicht mit der Gitarre. Da kommt schon mal Frust auf. Da hilft auch kein Stickers mehr! Wie dem auch sei... nach über einen Monat der beharrlichen Ignoranz, habe ich Matthias List eine E-Mail geschrieben und zwei Tage später(!!!) lag ein neuer Klemmsattel in der Post. Also jetzt mal wirklich, der Service von ML-Factory ist UNGLAUBLICH gut! Man fühlt sich niemals allein gelassen. Super Service! Auch meine E-Mails bezüglich meiner damaligen "3 Poti sind einer zuviel Situation", wurden binnen Minuten gelöst. Also noch mal DANKE an Matthias List "Like it" Also bevor der neue Klemmsattel eingebaut wurde, habe ich noch die Stellen, wo die Schrauben aufs Holz treffen, mit einem 4mm-Bohrer leicht angebohrt, damit die Schrauben nach unten hin genug Platz haben und die auftretenden Kräfte mir nicht das nächste Gewinde versauen.
25.02.2014 - Auf dem Bild rechts sieht man die Bohrungen. Jetzt also wieder den ganzen Krempel zusammensetzten und??? ...und siehe da, die Gitarre ist bespielbar. Sie verstimmt sich nicht mehr nennenswert und ich...ja, ich bin zufrieden. Rundum zufrieden und selig. Sind wir also fertig? Wirklich? Alles geht? Nichts wackelt oder muss noch mal überarbeitet werden?? Nein!!! Alles ist gut und es fehlt nur noch das Fazit und das Video Resümee. Stay tuned!